Icon für die Funktion zurück

Druckkammer-Fischschleuse, energetische Nutzung


Für das Kraftwerk am Höllenstein konnte man nicht auf das Konzept einer konventionellen Fischtreppe wie in Pulling zurückgreifen. Hier handelt es sich zwar auch um eine sog. große Talsperre, allerdings mit einer gut 19 Meter hohen Staumauer, einem Speichervolumen von 1,4 Mio. m³ und einem Höhenunterschied von 12 Metern zwischen Ober- und Unterlauf. Eine konventionelle Fischtreppe wäre damit ca. 300 m lang geworden.

Ein bereits seit 1925 vorhandener, aber nicht benötigter, zweiter Grundablasskanal unter dem Kraftwerksgebäude brachte die Lösung: Eine Fischwanderhilfe in Form einer Druckkammerschleuse. In den Grundablasskanal wurde eine geschlossene Druckkammerfischschleuse mit Oberwasser- und Unterwasserschott für den Fischein- und Fischausstieg sowie einer Einlauf- und einer Entnahmeöffnung für das Betriebswasser eingebaut. Für Druckaufbau und –Entlastung sind separate Zu- und Ablassschieber installiert. Unterwasserseitig entstand ein Einstiegsbecken durch den Einbau einer Strömungsleitwand zwischen den Auslauftrennpfeilern.

Und so funktioniert es
Mit einer Lockströmung werden wanderwillige Fische in die Schleusenkammer gelockt. In variabel einstellbaren Zeitintervallen wird das unterwasserseitige Einstiegschott geschlossen und in der Schleusenkammer mittels Schieber der Oberwasserdruck aufgebaut. Herrscht in der Schleusenkammer der gleiche Druck wie im Oberwasser, wird der oberwasserseitige Schott geöffnet. Durch einen einstellbaren Abfluss aus der Schleusenkammer entsteht eine Lockströmung, die die Fische gegen die Strömung zum Ausschwimmen ins Oberwasser animiert. Anschließend wird der Fischausstieg (Oberwasserschott) wieder geschlossen und der Unterwasserdruck wieder hergestellt. Bei Druckgleichheit wird das Unterwasserschott wieder geöffnet und die Einschwimmphase kann von neuem beginnen.

Die energetische Nutzung der Fischschleuse
Eine Druckkammerschleuse als Wanderhilfe für Fische zu nutzen – diese Idee ist nicht neu. Der Clou an der Schleuse am Kraftwerk Höllenstein ist jedoch die vom Werkleiter, Johann Fischer, entwickelte energetische Nutzung der Fischschleuse. Für den Betrieb der Schleuse werden ca. 500 Liter Wasser in der Sekunde benötigt, das nicht mehr für die Stromerzeugung zur Verfügung steht. Durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem und Einbau eines Turbinenaggregats kann auch dieses Wasser für die Stromerzeugung genutzt werden und verbindet damit Ökologie und Wirtschaftlichkeit in idealer Weise.

Dem neuen Verfahren, dessen Entwicklung vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie gefördert wurde, wurde das deutsche Patent unter der Nr. 10 2012 020 781 erteilt. Der europäische Patentantrag läuft. Die Druckkammer-Fischschleuse wurde am 07. November 2013 von den Behörden und Fachstellen abgenommen. Ab Frühjahr 2014 soll die fischereiökologische Wirksamkeit untersucht werden. Das Monitoringprogramm wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz begleitet und gefördert.

Für alle Fragen rund um die Fischwanderhilfen sowie die patentierte energetische Nutzung der Druckkammer-Fischschleuse steht Ihnen

Herr Johann Fischer

Tel.: 09941/4757
Mobil: 0171/6706942

zur Verfügung.